Baukaderschule
Die aus der 1942 gegründeten ehemaligen Polierschule hervorgegangene Baukaderschule St.Gallen vermittelt jungen Berufsleuten die theoretischen Kenntnisse zur Ausübung einer Kadertätigkeit im Bauhauptgewerbe. Neben hauptamtlich tätigen Berufsschullehrern unterrichten über 50 Lehrkräfte, die hauptberuflich in Planungs- und Produktionsbetrieben arbeiten.
Von den Anfängen der Polierschule …
Als die Stadt St.Gallen das erste, nur für Berufsbildung bestimmte Gewerbeschulhaus St. Mangen erbaute, war die Berufsbildung der Lehrlinge nur bescheiden organisiert. Dafür bestand eine Einrichtung für berufliche Weiterbildung, die in dieser Form längst nicht mehr existiert, nämlich der „offene Zeichnungssaal“. In diesem Zeichnungssaal stand dem Berufsmann ein Fachlehrer zur Lösung zeichnerischer und konstruktiver Problemstellungen zur Verfügung. Diese Dienstleistung wurde hauptsächlich von Angehörigen des Baugewerbes und vorwiegend in der Winterzeit in Anspruch genommen.
Aus diesen „offenen Zeichnungssälen“ entwickelten sich schliesslich die Tagesklassen für Maurer und Zimmerleute, die sich Anfangs der Dreissiger-Jahre einer stets wachsenden Anzahl von Teilnehmern erfreute. Mit der Aufnahme war man nicht sehr streng. Eine abgeschlossene Berufslehre wurde nicht verlangt. Lehrlinge besuchten diese Kurse zum Teil bereits während der Lehrzeit und nicht selten wurde der Besuch im Lehrvertrag bereits gegenseitig vereinbart. Die Durchmischung der Tagesklassen mit Berufsleuten unterschiedlichen Ausbildungsstandes erschwerte wenn nicht gar verunmöglichte das Erreichen von von gemeinsamen Lehrzielen. Der Unterricht fand denn auch in vielen Fächern auf sehr individuelle Weise statt.
Bald schon, in den letzten Jahren vor dem zweiten Weltkrieg liess die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen in den Tagesklassen stark nach. Zum Einen hatte sich in St.Gallen eine private Konkurrenz mit Kursen für Zimmerleute gebildet, zum Anderen gaben immer mehr mögliche Absolventen solchen Schulen den Vorzug, die Diplome abgeben konnten. So konnte im ersten Kriegswinter nur gerade noch eine Tagesklasse geführt werden. Der Ruf seitens der Kursteilnehmer nach einem „schönen Stück Papier“ wurde immer lauter. Deshalb setzte sich der damalige Schuldirektor für eine Neugestaltung der Winterkurse ein, indem er der Gewerbeschulkommission eine Vorlage für einen Lehrgang mit Diplomprüfung vorlegte.
„Der Polier ist das Bindeglied zwischen Bauleitung und Handwerker und bedarf deshalb einer Ausbildung, die sich von den Bedürfnissen der Praxis her aufbaut“, so der Wortlaut in der erwähnten Vorlage an die Gewerbeschulkommission. Die Schulstadt St.Gallen erachtete es schon damals als eine ihrer Aufgaben, durch Erhaltung und Unterstützung von Ausbildungsmöglichkeiten über die Berufslehre hinaus für das Gewerbe in der Region etwas zu tun. So wurde das Führen von Winterkursen mit dem Ausbildungsziel des Poliers grundsätzlich gut geheissen. Neu wurde für die Aufnahme in den Lehrgang eine abgeschlossene Berufslehre verlangt. Damals wurden auch die grundlegenden Fächer, wie sie im wesentlichen noch heute unterrichtet werden, festgelegt. Man einigte sich auf eine Schlussprüfung unter Einbezug von externen Experten und ein Polier-Diplom, um die „St. Galler Polierkurse zu neuer Blüte zu erwecken“. Am 23. August 1942 wurden von der Gewerbeschulkommission Lehrplan, Schulreglement und Prüfungsordnung genehmigt. Obwohl Zeichnungen von Absolventen der St. Galler Polierschule aus Mitte der Dreissiger-Jahre vorliegen, kann das offizielle „Geburtsjahr“ der neuen Polierschule mit dem Wintersemester 1942 angenommen werden.
…zur heutigen Baukaderschule
Die Baukaderschule St.Gallen ist eine eidgenössisch anerkannte Höhere Fachschule für Technik. Sie wird als Abteilung des Gewerblichen Berufs- und Weiterbildungszentrums St.Gallen geführt. Die Baukaderschule bereitet Berufsleute verschiedener Fachrichtungen mit einer soliden Ausbildung gezielt darauf vor, personelle Verantwortung und technisches Wissen in ihrer zukünftigen Tätigkeit effizient einzusetzen. Mit ihrem Angebot orientiert sich nah am Markt. Das vielfältige Bildungsangebot entspricht den aktuellen Bedürfnissen der Branche und ist praxisnah aufgebaut. Der Lernstoff wird von ausgewiesenen Fachleuten mit langjähriger Berufs- und Lehrerfahrung vermittelt. Diese bilden sich selbst stets weiter und gewährleisten so, dass das Fachwissen dem neusten Stand der Entwicklung entspricht. Wichtige theoretische Erkenntnisse und anwendungsbezogene Inhalte gehen im Unterricht Hand in Hand.
Das Bildungsangebot reicht von Tageskursen bis zu Lehrgängen über mehrere Semester hinweg. Im Fokus steht dabei immer die gleichwertige Vermittlung von Fach-, Sozial-und Methodenkompetenz. Die Qualität der Erwachsenenbildung an der Baukaderschule St.Gallen wird durch verschiedene Zertifizierungen belegt.